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Dog in Kiel, performance (2000)
Galerie in der Kulturscheune Hof Akkerboom, Kiel

Article in Kieler Nachrichten (29. Februar 2000)
Text: Gerald Koll


Die Kunst der Verwirrung
Konstrukt der Konstruktion heraus — Yoko Hata in der Kulturscheune Hof Akkerboom

Eines ist sicher: Yoko Hata ist da. Ringsherum im Hof Akkerboom geben die Bilder von Barbara Kirsch Impressionen einer Kielerin von Tokyo wieder, und die Lesung bestreitet die zierliche Japanerin aus Osaka, die es vor fünf Jahren nach Berlin zog. Aber alles andere ist unsicher. Yoko Hata will einen Brief bekommen haben, in dem eine Künstlerin von einem Hund erzählt, den es nicht gibt, obwohl sich eine Ausstellung mit ihm beschäftigt haben soll. Eine Frau mit namen G soll jene Ausstellung »Der in die Wand gefügte Hund« besichtigt und verzweifelt nach dem Hund gesucht haben. Es gibt dazu Belege. Auf die Leinwand wirft Yoko Hata Dias vom Videoprints, auf denen schemenhaft eine schwarze Gestalt vor einer Wand steht. Wie ein japanisches Schriftzeichen. Wie ein Stück vom Text. Alles ist nur Zeichen, ein Konstrukt, das nur aus der Konstruktion heraus existiert, körperlos. Dass G aus der Wand ein bellen entgegenschlägt, ist ja nichts anderes als G's Wunschprojektion, die Antwort auf die Suche, die selbstproduzierte Fiktion. Wenn es G denn gäbe... Yoko Hata gibt vor, wegen dieses Briefes zur Berliner Künstlergruppe GUP-py gestossen zu sein, die sich nach ihrer Aussage mit Konzeptkunst zu befassen scheint. Zum Beispiel mit einer Stadt, in der wieder Kommunikation zwischen Künstler, Kunst und Kunstgeniesser stattfindet. Man darf sich vorstellen, dass aus allen Fenstern dieser Stadt bei Nacht die gleiche Farbe strahlt, weil jeder zur gleichen Zeit den gleichen Film (made by GUP-py) einschaltet. Wer rausschaut, sieht das Kunstwerk der monochromen »Honey City«, deren Teil er selbst ist. Die freundliche Schüchternheit der Japanerin Yoko Hata verbirgt also nicht, dass sie äußerst kühn die Grenze zwischen Fiktion und Wirklichkeit perforiert und bei der Textherstellung jede Orientierung verwirrt. Zwar spickt sie ihre Erzählung mit wiedererkennbaren Geschichten, erzählt Akira Kurosawas »Rashomon«, aber auch dort geht es ja stets um die Auflösung der Wirklichkeit in Perspektive und die Unmöglichkeit von Wahrheit. Höchst zweifelhaft also, ob GUP-py real existiert. Höchst bedenklich, ob das erbetene Gespräch über diesen Abend nicht selbst in die Kunst integriert wird. Denn zweifellos funktioniert Yoko Hatas wunderbare Kunst wie ein Strudel, der alles was mit ihm in Berührung kommt, in den Sog zieht. Und äußerst bedenklich ist, dass die Artistin zu beginn der Veranstaltung ein Foto machte — das sie später, wie man befürchten muss oder hoffen darf, als dokumentarisches Zeugnis ihres Abends über die Zirkulation der Textkonstruktion heranziehen wird. Wahrscheinlich werden ihr die Zuhörer das nicht mehr abnehmen und uns für Nichtexistent erklären. Hoppla, jetzt sind wir Kunst. Und sind nicht mehr wirklich. Nur Yoko Hata. Die ist fein raus.


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