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Animal in Our Minds (Tier – das in unseren Herzen)
2000
11' 08'', color, stereo, language: German
concept, edit, graphic: GUP-py

Videotext
< Willkommen hier. Hier haben wir »Tier«
> Hier? Sie meinen hier in diesem Raum? Ich sehe und höre ja gar nicht
< Schauen Sie sich genau an. Es kommt spontan ganz in die Nähe. Da, da ist es
> Machen Sie keinen Scherz. Nichts ist in und ausser dem Kreis vom Durchmesser von ___ Meter, der zwischen Ihnen und mir liegt. ...Und was für ein Tier ist es?
< Ganz süß, das »Tier«. Kenne seinen Namen nicht, nennen wir es einfach »Tier«. Es ist klein und lebendig, lebt in Wäldern und an Flüssen. In alten Erzählungen wurden es und seine Verwandten häufiger auch dargestellt, aber heute wird nicht mehr so oft wie damals über sie geredet
> Ist es das »Tier«, das auf dem Boden rennt und im Wasser schwimmt?
Klettert es über Bäume und wohnt in einem Baumloch? Frisst es die ____? Mit einem langen, haarigen Schwanz?
< Es hat Haut zwischen seinem Körper und seinen vier Beinen. Wie ein Drachenflieger schwebt es in der Luft beim fliegen
> Oh, ja, ein nachtaktives »Tier« mit Flügeln. Tagsüber schläft es in der Höhle hängend, mit seinem Kopf nach unten, nachts fliegt es in Massen über den Städten
< In Jahren, in denen es sich zu stark vermehrt, kann es den Himmel so dicht bedecken, dass man meint, es würde plötzlich nacht.
In alter Zeit hat es so viel Getreide gefressen, bis es ein Königsreich ruinierte
> Wenn es zu viele werden, bringen sie sich selbst um, um die Balance der Natur zu erfreuen. Nach monatelanger Vermehrung bildet es eine Gruppe, die in eine bestimmte Richtung marschiert. Ohne zu zögern, an die ferne Küste. Sie drängen sich da alle zum Kliff und werfen sich stürzend ins Meer. Eines nach dem anderen. Sie können sich nicht aufhören, bis zum letzten, der unter der Luftblase verschwindet, die an der Wasserfläche treibt
< Die arme. Manches »Tier« zerstört sich gegenseitig in Gruppen. Sie greifen die andere »Tier«-Gruppe an, die woanders lebt. Was sie daraus gewinnen, verteilen sie nicht an alle in der Gruppe, sondern nur an den besten (»Kopf«) der Gruppe. Er erhält es. Jede Gruppe hat ihren »Kopf«. Es ist nicht der Kampf zwischen den Gruppen, sondern zwischen den »Köpfen«
> Als einzelne können sie nicht in der Natur überleben. Deshalb verteilen sie ihre Aufgaben und leben als ein riesiger Körper in der Form einer Gemeinschaft. Um die gesamte Gruppe zu ernähren, streben manche ihr ganzes Leben lang. Die anderen schützen die Gruppe vor dem Angriff ihrer Feinde – Wenn nicht, springen sie von sich selbst nach draussen und greifen die anderen Gruppen an. Damit die Gruppe als Gruppe existieren kann, gibt es nur einen als Kern. Manche gebären dauernd ihren Nachwüchs
< Sie zerstören die Berge und bauen ihre Nester darauf. In den gleichmässig geordneten Zellen beschäftigen sie sich mit ___ in ihrem ganzen Leben. Sie produzieren etwas und dann zerstören es wieder. Dann fangen sie an, wieder zu produzieren … Das tun bei der Produktion kann auch das zerstören bedeuten
> Oje, haben sie hier so ein mieses »Tier«?
< Zum Glück nicht. Unseres ist sehr schüchtern und lässt sich ungern vor den Leuten zeigen. Eigentlich ist es schon fast da, aber es versteckt sich immer noch in einer anderen Schicht dieses Raumes. Etwa in einer Raumtasche
> Ich fürchte, dass ich Sie nicht verstehe. Den Raum, in dem wir uns beide befinden, gibt es doch nur einmal
< Sie wissen ja wohl, dass es verschiedene Räume in einem Ort gibt. Stellen Sie sich vor, dass Sie sich jetzt hier ausziehen. Sie in Ihrer jacke, Sie in Ihrer Unterwäsche und Sie nackt, diese drei »Sie« stehen alle am selben Ort, sehen jedoch unterschiedlich aus. Das ist das gleiche, wie man diesen Raum auszieht, um den anderen Raum darunter am selben ort erscheinen zu lassen
> Das klingt unsinnig
< Na, gut. Wollen Sie in den Raum in der unteren Schicht mitkommen?
> Was? Aber, ich …
< Sehen Sie. Man braucht unheimlich viel Konzentration und Energie, um sich von einem Raum in den anderen zu transportieren. Deswegen beobachtet uns das »Tier« auch zuerst aus jenem Hinterraum
> Aber woher wissen Sie, dass es da ist? Während ich es nicht sehe
< Dieser Raum ist die Erweiterung meiner Gefühle. Ob zwar ich nur meinen eigenen Körper kontrolieren kann, kann ich mein Bewusstsein bis zur Größe dieses Raumes expandieren. Ich kann aber die Elemente des Raumes nicht ändern. Sie können auch nicht Ihr Herz umdrehen oder Ihre Haare plötzlich 10 Centimeter länger wachsen lassen. Alles was ich kann, ist diesen Raum zu fühlen
> Und was sagen Sie dazu, woran das »Tier« jetzt denkt?
< Das kann ich leider nicht sagen. Was im »Tier« passiert ist ausserhalb meines Bereiches. Ehrlich gesagt, weiss ich eigentlich auch nicht, was beim »Tier« äusserlich passiert. Es hat anscheinend die Fähigkeit, sich zu verwandeln und seine Figur ständig zu verändern. Es kann zu allem möglichen werden, bis man sein »Tier«-Merkmal gerade noch sieht
> Ach, ich sah es jetzt! Für nur ein Augenblick! Es ist tatsächlich so süß. Der lange flache Schwanz, der lustige entenartige Schnabel und die Hinterbeine mit Schwimmhaut
< Ich sehe was anderes. Den mit silberen, kurzen Haaren gedeckten, elastische Körper, wie eine Schlange, das mausartige liebliche Gesicht mit weissen, scharfen, gefährlichen Stosszähnen.
Welches nun seine echte Erscheinung ist, weiss niemand.
»Tier« lebt nicht nur hier, es ist überall da. Am Anfang habe ich nicht auf seine Existenz geachtet. Je mehr ich diesen Raum kennenlernte, desto mehr sah ich das »Tier«. Sie werden bestimmt eines auch in Ihrem Raum sehen. Sogar in jedem Raum, wo man hingeht, kommt ein »Tier« mit.
Wenn ich nachher die Tür öffne, um mich von und mit Ihnen zu verabschieden, mache ich mir jedoch keine Sorge, dass mein »Tier« mit Ihnen mitgeht. Nur in diesem Raum kann es leben
> Wenn ich nachdenke, habe ich das Gefühl, dass ich auch schon mal sowas gesehen habe. Da ich damals nicht auf mich achtete, vergass ich es immer sofort wieder. Es sind die Schatten, die in meiner Erinnerung vage Figuren zeigen. Wenn ich versuche, mich daran zu erinnern und ihm zu folgen, springt es in den Busch. Dann merke ich plötzlich, dass es mich irgendwoher anschaut. Während ich das sehe, sehe ich langsam auch die anderen Sachen zusammen: seinen Hintergrund, die Erinnerungen von damals
< Das ist doch Ihr »Tier«. Wenn Sie ab und zu stehen bleiben und abwarten, kommt es bestimmt wieder zu Ihnen zurück. Lassen Sie mich eines tages etwas über IHR »Tier« hören?
> Ja, gern. wollen wir unsere »Tiere« zusammen spielen lassen?


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