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underhoney
2006 12' 10'', color, stereo, language: Japanese concept, edit, graphic: GUP-py music: doerbaum Sample Movie > Play movie > Video Text (English) > Videotext (Deutsch) Über das Video Underhoney Stadt am Boden der Honigsee Underhoney ist eine süße Traumwelt, die man durch den Süssstoff Honig gefiltert sieht. Nur an den Alltag denkend zu leben mag zwar langweilig sein, aber kann man nicht für die Ewigkeit in die Traumwelt fliehen. Underhoney ist eine Stadt in der Tiefsee unterhonig (»Underhoney« ist ein Kunstwort, das aus dem englischen »underwater« geschaffen wurde). Die Stadtlandschaft wird durch einen honigfarbenen Schleier vernebelt. Hier und da schwimmen Honigtiere (Schriftanimation) herum, die durch ihre Vielfalt dem Betrachter auffallen. In der Videoarbeit »Underhoney« sind Underhoney und Alltag die zwei verschiedenen Pole. Der Kontrast zwischen den beiden Welten wird mehrfach beschrieben. Die Alltagsszenen sind monochrom gefilmt, und bestehen aus der Beschreibung des Bürolebens. Zu einer bestimmten Uhrzeit läuft ein bestimmter Vorgang ab, der ohne Zweifel jeden Tag wiederholt wird. Dagegen wird Underhoney farbig dargestellt, in der prächtigen Farbe des Honigs, abstrakt als Animation. Eine Frau bewegt sich nach einem bestimmten Zeitablauf. Sie wiederholt ihre »Arbeit« jeden Tag, ohne zu überlegen, warum. Dass selbst die Entspannung von der Arbeit Ausflug nach Underhoney als Teil ihrer Reaktionskette (Bewegungsablauf oder Bewegungsmuster) integriert ist, macht einen ironischen Eindruck. Jedoch möchte ich niemanden mit meinem Video kritisieren. Ich nehme an, dass jeder Mensch eine Art Verhaltensmuster für jeden Tag entwickelt hat. Wenn ich den Kaffee aus der gleichen Tasse wie immer trinke, den ich in der gleichen Art zubereitet habe, habe ich das Gefühl, als ob ich schon Jahrhunderte lang den Kaffee in dieser Weise getrunken hätte. Dies ist zwar nicht bewundernswert, aber ich kann mir nicht verbieten, mich darüber zu wundern. Durch welchem Zufall wurde diese Ordnung geschaffen und was für eine Bedeutung hat sie? Um etwas wichtigeres zu tun, scheinen wir unsere »Arbeit« möglichst effektiv zu erledigen, darum haben wir die Ordnung in unserem Leben erfunden. Auf jeden Fall können wir dieses »Wichtigere« nicht erledigen, wenn wir all diese tägliche, ordentlich wiederholte Zeremonie nicht hätten. Unser Leben braucht Beides. Sie gehören zusammen, wie Vorder- und Rückseite. Underhoney ist eine Spiegelung von Berlin, das auf der Wasserfläche erscheint. Die Schatten sind keine Kopie der Realität, sondern das Hilfsmittel dafür, um die Realität aus einem anderen Winkel betrachten zu können. Was wir darin sehen können, hängt von uns ab. Die Welt von Underhoney ist nur ein Beispiel meiner Sicht. Eine der Brücken zwischen der Realität und Underhoney ist ein U-Boot. Das U-Boot taucht als graphische Animation in der gefilmten Alltagsszene für einen Augenblick auf. In den nachfolgenden Szenen wird das U-Boot fokussiert. Eine weitere Brücke ist die Dämmerung, in der die Wasserfläche durch den Sonnenuntergang mit der die Farbe des Honigs gefärbt wird. Es ist die Zeit direkt nach Feierabend, wo man den Blick für einen Moment auf sich richtet. Die ungeklärte Zeit gehört weder zu Tag noch Nacht. Nur für einen Augenblick strahlt die Welt honigfarben, aber eine Weile danach wird diese völlig vergessen. Am nächsten Tag erscheint aber diese Welt wieder. Diese Zeit ist genau richtig für die Erscheinung von Underhoney. Die Frau, die aus Underhoney in die Realität zurückkehrt, setzt ihr alltägliches Leben fort, als ob sie in der Zwischenzeit nichts erlebt hätte. Für denjenigen, der dieses Video zweimal sehen will, gibt es einen Bonus. Es gibt zwei Varianten von Underhoney. Die beiden unterscheiden sich nur ein wenig voneinander. Auch wenn die Tage sich wiederholen, sind sie jedoch unterschiedlich, wenn man es genau im Detail betrachtet. Das Videoloop darf deshalb keine exakt gleiche Wiederholung sein. Die Geschichte von heute unterscheidet sich von der von gestern und morgen. In einer Szene hält die Frau an einer Brücke in Berlin inne. Während sie den auf der Wasserfläche reflektierten Sonnenuntergang sieht, betritt sie iUnderhoney. Diese Brücke ist das Werk von Karl Friedrich Schinkel. Der Rundgang durch Underhoney fängt am Potsdamerplatz an, der zum Gegensatz zu den Schinkel'schen Bauten, die neue Hauptstadt Berlin nach dem Mauerfall symbolisiert und endet Unter den Linden, wo mehrere Werke von Schinkel zu sehen sind. Video Text Afternoon Today was like every other day. Slowly I start to head home. I still have to write down what I have to do tomorrow. How many days have I spent here already? Am I a fish in an aquarium? Are the people outside fish in the ocean? They would never imagine that I’m sitting here. Even though it’s seems peaceful, a lot of things are happening now anything good enough for a caption. I think I’ll never have anything to do with something like this. But could something still happen to me? Evening Today I allow myself a little detour as a reward for my efforts. The river connects to the sea, that opens to the world. Should I swim back to my homeland? But that’s not possible for a freshwater fish like me. underhoney The submarine was anchored again in the harbor. Morning Since I had come so far, I worried how to get back. But with the current it was no problem. From here I know the way very well. I only have to do what I wrote down yesterday. Afternoon How many days have I already spent here? My chair hasn’t moved since yesterday, and my fingers type on the same keys. But I have a feeling, that the room I share with my table and chair is slowly moving. I say, I would be in the center of the world. Everything that surrounds me, passes by my eyes and disappears. To the human eye it’s the sun that moves and not the Earth. Even if I can’t tell, the ground covering the Earth’s mantel, upon which this high-rise stands with the room and me inside it, is moving. Of course I’ve never seen the Earth’s mantle, I’ve only read about it. Evening Today I allow myself a little trip as a reward for my efforts. True I can’t do that everyday, but sometimes it’s alright. I will go away as far as the train goes. (translated by Erik Smith) Videotext Nachmittag Der heutige Tag war wie jeder andere auch. Langsam mache ich mich auf den Nachhauseweg. Ich muss nur noch aufschreiben, was ich morgen machen muss. Wie viele Tage habe ich hier schon verbracht? Bin ich ein Fisch im Aquarium, und sind die Menschen draußen Fische im Ozean? Sie würden niemals zu träumen wagen, dass ich hier sitze. Obwohl es friedlich scheint, sollen gerade jetzt eine Menge Ereignisse passieren irgendetwas gut genug für eine Schlagzeile. Ich glaube, dass ich nie etwas mit einem solchem Fall zu tun haben werde. Aber könnte mir doch noch etwas passieren? Abend Heute erlaube ich mir einen kleinen Umweg als Belohnung für meine Leistung. Der Fluss verbindet sich mit dem Meer, das sich zur Welt öffnet. Sollte ich in meine Heimat zurückschwimmen? Aber mir als Süßwasserfisch ist das nicht möglich. underhoney Das U-Boot ankerte wieder am Hafen. Vormittag Da ich so weit gekommen war, machte ich mir Sorgen, wieder zurückzukommen. Doch in der Strömung ging es ohne Schwierigkeiten. Ab hier ist mir der Weg sehr bekannt. Ich muss nur das tun, was ich gestern aufschrieb. Nachmittag Wie viele Tage habe ich hier schon verbracht? Mein Stuhl steht genau wie gestern, und meine Finger tippen an derselben Stelle. Aber ich habe eine Vorahnung, dass das Zimmer, in dem ich mit meinem Stuhl und Tisch bin, sich langsam bewegt. Ich sage, ich wäre im Zentrum der Welt. Alles, was mich umgibt, kommt an meinen Augen vorbei und verschwindet wieder. Für das menschliche Auge bewegt sich die Sonne und nicht die Erde. Auch wenn ich es nicht wahrnehmen kann, bewegt sich der Boden auf dem Erdmantel, auf dem das Hochhaus steht, in dem sich dieses Zimmer befindet, in dem ich bin. Natürlich habe ich noch nie den Erdmantel selbst gesehen. Ich habe nur darüber gelesen. Abend Heute erlaube ich mir einen kleinen Ausflug als Belohnung für meine Leistung. Zwar kann ich das nicht jeden Tag tun, aber manchmal darf ich das schon. Ich werde fortgehen so weit der Zug fährt. |
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